Senioren auf e-Bikes

Senioren auf e-Bikes

 

Ich bin mit meinen Menschen jeden Tag draußen unterwegs. Während der Woche ist das sehr entspannt. Wir gehen spazieren, draußen im Ried darf ich dann frei laufen. Meine Begleiter haben dann irgendwann genug und sie beginnen nach mir zu rufen. Manchmal komme ich, manchmal nicht. Wenn ich nicht komme, dann hab ich noch ein paar Minuten Spaß - dann wird nämlich fangen gespielt. 

 

Aber was mir letztes Wochenende passiert ist, war schon außergewöhnlich. Am Wochenende sind alle auf den Beinen, vor allem wenn es so tolles Wetter hat. Fahrräder kenne ich ja schon, die sind leise, schnell und tauchen wie aus dem Nichts auf. Dann gibt es noch die Fahrräder mit Motor, die sind noch schneller und bergauf gleich schnell wie bergab. 

 

Die Traumkombination für jeden, also für Hund und Mensch, sind Senioren auf e-Bikes. Einen affenschnellen Hobel unterm Arsch und der Pilot ist ein 80-jähriger, der mit Geschwindigkeit, Handling, Schwerpunkt und vor allem Bremsverhalten heillos überfordert ist und dabei trotzdem glaubt in jeder Situation im Recht zu sein. 

 

An der Leine spaziere ich an diesem herrlichen Sonntag mit meiner Familien durch das wunderbare Ried von Wolfurt. Ich bin ja noch ein Welpe und habe noch nicht alle Mechanismen dieser Welt durchschaut. Ich merke grad noch, wie ich an der Leine deutlich kürzer genommen werde. In diesem Moment rauschen schon die ersten weißhaarigen Evergreens an mir vorbei. Ich erschrecke mich derart, dass ich gefühlt einen Satz von einem Meter mache und es entfährt mir ein schrilles Jaulen. Sofort verstecke ich mich hinter meinem Herrchen. Er selbst erschreckt sich auch und ich höre ihn "Wenn ihr früh genug klingelt, hört man euch auch kommen!" sagen. Das hört eine ältere Dame, sie sieht aus wie Tante Fanny auf dem Weg zur Gute-Nacht-Geschichte für ihre 15 Enkelkinder. Sie dreht sich um und schreit wie von Sinnen "Dann halt doch einfach deinen Scheiss-Köter fest, du Arsch"! Tante Fanny hat am Morgen zu ihrer warmen Milch die falschen Tabletten eingeworfen. Mit ihren Freunden fällt sie dann wie ein Heuschreckenschwarm über die Straßen her. Das Geschwader nimmt die ganze Straße in Beschlag, am besten zu dritt nebeneinander. "Das ist unser Recht!" hört man Tante Fanny sagen - ich weiß, aber es nervt! Menschen die ihr Gerät nicht im Griff haben, haben im Straßenverkehr nichts verloren. Das sind dann die, die man beim Morgenkaffee in der Zeitung liest, weil keine Mensch damit rechnet, dass Tante Fanny mit Ihrem e-Bike rechts an der Kolonne vorbei mit 30 angeklotzt kommt. Im Rückspiegel sieht man nur eine alte Person auf einem Fahrrad. Erwartung und Realität klaffen kilometerweit auseinander. In dem Moment reicht eine sich öffnende Beifahrertüre oder ein Fahrzeug, das an einer Kreuzung rechts abbiegt und schon ist Tante Fanny tot und das geht so schnell, dass sie es nicht mal mitbekommen hat. 

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